Ein Beispiel zum Rechnen in alter Weise.

YBC7289 Auf der hier abgebildeten babylonischen Tontafel YBC 7289 aus der Yale Babylonian Collection (die Tafel stammt wahrscheinlich aus der Zeit zwischen 1800 und 1600 v.Chr.) sind ein Quadrat und Keilschriftzeichen zu sehen. Was ein Quadrat ist, weiss jeder, doch ist die Bedeutung der Keilschriftzeichen nicht so ohne weiteres klar.

Um deren Bedeutung zu entschlüsseln, liegt es nahe, die Tafel YBC 7289 mit anderen Tafeln zu vergleichen. Das fällt nicht schwer, da in den Museen hunderttausende solcher Tafeln liegen.

Hier sind die Vorder- und die Rückseite der Tafel VAT 7858 aus dem Vorderasiatischen Museum in Berlin:

Es ist nützlich, die Tafel zunächst einmal auf Papier zu kopieren.

VAT7858 VAT7858
VAT 7858 Vorderseite VAT 7858 Rückseite

Wenn einmal das System klar geworden ist, nach dem auf der Tafel VAT 7858 Zahlen durch Keilschriftzeichen dargestellt wurden, dann fällt es auch nicht mehr schwer, mit den Zeichen auf der Tafel YBC 7289 die folgenden Zahlen zu verknüpfen:

30 1:24:51:10 und 42:25:35.

Der Doppelpunkt wurde eingefügt, um die einzelnen Zahlenblöcke deutlich voneinander zu trennen. Man kann sich durch ihn auch die Trennlinien eines Rechenbrettes dargestellt denken, oder die Trennzeichen einer Digital-Uhr.

Die letzte Interpretation legt es nahe, die Zahlen einmal laut auszusprechen:

30 Minuten,
1 Stunde, 24 Minuten, 51 Sekunden und 10 sechzigstel Sekunden, bzw.
42 Minuten, 25 Sekunden und 35 sechzigstel Sekunden,

Damit werden sie dreieinhalb tausend Jahre nachdem sie jemand mit einem Griffel in eine weiche Tontafel hineingedrückt hat, auch für uns Heutige wieder lebendig.

Vielleicht möchte man nun auch noch wissen, was durch die Zahlen beschrieben werden soll. Da auf der Tafel hierzu nichts vermerkt ist, ist es nützlich, die Zahlen einmal genau anzusehen. Dabei ergibt sich:

Das Quadrat auf der Tontafel könnte als Aufforderung verstanden werden, einmal die Quadrate der notierten Zahlen zu bilden:

Frage: Warum findet man gerade diese Zahlen auf der Tafel?

Vielleicht ahnt ja der eine oder andere, worum es auf der Tafel gehen könnte. Aber selbst wenn dies klar ist, dann bleibt immer noch die Frage: Wie ist der Schreiber der Tontafel zu den von ihm notierten Zahlen gekommen? Hat er gerechnet, oder hat er Zeiten oder Wege gemessen? Wer an die Möglichkeit einer Messung denkt, der sollte einmal abschätzen, wie gross die Genauigkeit einer Messung mit einem derartiges Messergebnis sein müsste,

Und wenn der Schreiber gerechnet hat, wie könnte er dies angestellt haben?

Hier findet man Zugang zu Katalogen und Abbildungen von Keilschrift-Tafeln, hier gibt es Informationen über das Keilschrift-System.